Burkhard Lehmann
19057 Schwerin
Schleswiger Str.18
Tel. (0385) 568344
Erste Schritte aus der Co-Abhängigkeit von Alkohol: Ein Weg zur Selbstbefreiung
Co-Abhängigkeit ist ein komplexes und oft missverstandenes Thema, das insbesondere in Beziehungen mit suchtkranken Menschen eine Rolle spielt. Wenn ein Partner, ein Familienmitglied oder ein enger Freund alkoholabhängig ist, kann dies nicht nur das Leben des Betroffenen, sondern auch das der Angehörigen stark beeinträchtigen. Co-Abhängigkeit beschreibt ein Verhaltensmuster, bei dem sich die nicht-süchtige Person so sehr auf die Bedürfnisse und Probleme des alkoholkranken Menschen konzentriert, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse, Gefühle und Grenzen vernachlässigt. Der Weg aus der Co-Abhängigkeit ist ein Prozess der Selbstfindung und Selbstbefreiung. Hier sind einige erste Schritte, um diesen Weg zu beginnen.
1. Erkennen und Akzeptieren der Co-Abhängigkeit
Der erste Schritt zur Veränderung ist die Erkenntnis, dass man selbst in einer co-abhängigen Dynamik gefangen ist. Co-Abhängigkeit äußert sich oft durch übermäßige Fürsorge, Kontrollverhalten, Schuldgefühle und die Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse. Es ist wichtig, sich einzugestehen, dass man nicht für das Verhalten oder die Sucht des anderen verantwortlich ist. Akzeptanz ist der Schlüssel, um aus der Opferrolle auszubrechen und Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen.
2. Grenzen setzen
Grenzen sind essenziell, um sich selbst zu schützen und die eigene psychische Gesundheit zu bewahren. Co-abhängige Menschen neigen dazu, die Bedürfnisse des alkoholkranken Partners über ihre eigenen zu stellen. Es ist wichtig, klare Grenzen zu setzen und diese konsequent zu kommunizieren. Das kann bedeuten, bestimmte Verhaltensweisen nicht mehr zu tolerieren oder sich aus Situationen zurückzuziehen, die schädlich oder emotional belastend sind.
3. Eigene Bedürfnisse wiederentdecken
In der Co-Abhängigkeit verlieren viele Menschen den Kontakt zu ihren eigenen Wünschen, Bedürfnissen und Interessen. Der Prozess der Heilung beinhaltet, sich wieder auf sich selbst zu besinnen. Fragen wie „Was will ich wirklich?“ oder „Was macht mich glücklich?“ können helfen, die eigene Identität wiederzufinden. Hobbys, soziale Kontakte und Aktivitäten, die Freude bereiten, sollten bewusst in den Alltag integriert werden.
4. Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
Co-Abhängigkeit ist ein tief verwurzeltes Verhaltensmuster, das oft mit emotionalen Wunden aus der Vergangenheit zusammenhängt. Therapie oder Beratung können dabei helfen, diese Muster zu erkennen und zu durchbrechen. Ein Therapeut oder eine Selbsthilfegruppe wie Al-Anon (für Angehörige von Alkoholikern) bietet einen sicheren Raum, um über die eigenen Erfahrungen zu sprechen und Unterstützung zu finden.
5. Loslassen lernen
Einer der schwierigsten, aber wichtigsten Schritte ist das Loslassen der Verantwortung für den alkoholkranken Menschen. Co-abhängige Personen versuchen oft, den anderen zu retten, zu kontrollieren oder zu ändern. Doch die Wahrheit ist: Nur der Betroffene selbst kann die Entscheidung treffen, sein Leben zu ändern. Loslassen bedeutet, die Kontrolle abzugeben und zu akzeptieren, dass man nicht die Macht hat, den anderen zu „heilen“.
6. Selbstfürsorge praktizieren
Selbstfürsorge ist ein zentraler Bestandteil der Heilung von Co-Abhängigkeit. Dazu gehören körperliche, emotionale und mentale Aspekte. Regelmäßige Pausen, gesunde Ernährung, Bewegung und Entspannungstechniken wie Meditation oder Yoga können helfen, das eigene Wohlbefinden zu stärken. Es ist wichtig, sich selbst genauso viel Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken wie dem alkoholkranken Menschen.
7. Ein unterstützendes Netzwerk aufbauen
Isolation ist ein häufiges Merkmal der Co-Abhängigkeit. Der Aufbau eines unterstützenden Netzwerks aus Freunden, Familie oder Gleichgesinnten in Selbsthilfegruppen kann dabei helfen, sich weniger allein zu fühlen. Der Austausch mit anderen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann Kraft geben und neue Perspektiven eröffnen.
8. Geduld mit sich selbst haben
Der Weg aus der Co-Abhängigkeit ist kein linearer Prozess, sondern ein fortlaufender Lern- und Heilungsprozess. Es ist normal, Rückschläge zu erleben oder sich in alten Mustern zu verlieren. Wichtig ist, geduldig mit sich selbst zu sein und sich immer wieder daran zu erinnern, dass jeder kleine Schritt in Richtung Selbstbefreiung ein Erfolg ist.
Fazit
Co-Abhängigkeit von einem alkoholkranken Menschen kann das Leben stark beeinträchtigen, aber es gibt einen Weg heraus. Indem man die eigenen Bedürfnisse wieder in den Mittelpunkt stellt, Grenzen setzt und professionelle Hilfe in Anspruch nimmt, kann man Schritt für Schritt aus der Co-Abhängigkeit aussteigen. Es ist ein Prozess der Selbstliebe und Selbstachtung, der letztendlich nicht nur das eigene Leben verbessert, sondern auch die Beziehung zu anderen auf eine gesündere Basis stellt. Der erste Schritt mag schwer sein, aber er lohnt sich – für ein freieres und erfüllteres Leben.